Sehr geehrter Herr Bürgermeister, wir beantragen, dass der Rat der Stadt Herten folgenden Beschluss fassen möge: Die Stadt Herten führt eine umfassende Analyse der vorhandenen Radwege bzw. der Radinfrastruktur durch. Dabei sollten die durch den RVR im Regionalen Radwegenetz (RRWN) Verbindungswege priorisiert werden. Dort wo die Radwegbreiten und -zustände nicht mehr den Anforderungen eines zukunftsorientierten Radverkehrsnetzes genügen, wird die Stadt Herten mit dem ggf. zuständigen Baulastträger umgehende Planungsgespräche, mit dem Ziel der Erarbeitung von Maßnahmen zur Verbesserung der Situationen führen. Diese werden in einem Zeit-Maßnahmen-Plan erfasst und dem Rat vorgestellt. Grundsätzlich sollte von einer Benutzungspflicht der Radwege zu einer Angebots-/Wahlmöglichkeit umgeschwenkt werden. Folgende konkreten Maßnahmen werden kurzfristig umgesetzt: Auf der Ewaldstraße wird von der Kreuzung Schützenstraße/Herner Straße bis Kreisverkehr am ZOB eine Geschwindigkeitsbegrenzung von Tempo 30 eingerichtet. Die Nutzungspflicht der Radwege wird auf diesem Abschnitt aufgehoben. Auf dem Teilstück von/bis Kurt-Schumacher-Straße wird das Verkehrszeichen 277.1 (Überholverbot von einspurigen Fahrzeugen) angeordnet. Die Nutzungspflicht der Radwege auf den folgenden weiteren Teilstrecken wird aufgehoben und stattdessen die vorhandenen Radwege zu Angebotsradwege umfunktioniert: • Über den Knöchel (zwischen Feldstraße und Beethovenstraße in beide Richtungen sowie zwischen Fritz-Erler-Straße/Bachstraße und Kreisverkehr Scherlebeck) • Langenbochumer Straße (zwischen Feldstraße und Polsumer Straße sowie im weiteren Verlauf der Polsumer Straße bis Scherlebecker Straße) Auf der Nordseite der Westerholter Straße (zwischen Mohnblumenweg und Kreuzung Feldstraße/Blechecke) werden Poller / Barrieren geschaffen welche das Parken auf dem Geh- und Radweg verhindern. Begründung: Die Straßen in der Stadt Herten befinden sich in geteilter Baulastträgerschaft. Aus diesem Grund kommt es (insbesondere auf den wichtigen Verbindungsstrecken) immer wieder zu unterschiedlichen Lösungen bei der Radinfrastruktur. Die Teilstücke sind dann jeweils an die zu der Zeit geltenden Richtlinien und Rahmenbedingungen zum Zeitpunkt der Einrichtung angepasst. Nur ein geringer Teil der Hauptverkehrsverbindungen verfügen über ausreichend breite Radwege und durchgängige Radverkehrslösungen. An solch schmalen Radwegen ist nur ein langsames Fahren möglich. Aus diesem Grund sollte den schnelleren Radfahrer*innen die Möglichkeit gegeben werden auf die Fahrbahn zu wechseln. Ein angeordneter Radweg verhindert dieses. Dort wo keine ausreichende Fläche für Radwege mit der empfohlenen Breite vorhanden ist, (nach Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) 2010 voraussichtlich wird eine folgende ERA deutlich höhere Mindestmaße vorgeben), kommt es nicht selten zu Konflikten mit zu Fuß gehenden (z.B. Ewaldstraße). Das FaNaG NRW (Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz) hat als zentrales Ziel die Ausweitung des Radverkehrsanteils auf 25% im Modalsplit sowie die „Vision Zero“ im Bereich der Verkehrssicherheit. Um dieses Ziel als Kommune zu unterstützen braucht die Stadt Herten eine sichere, angemessene und dem sich wandelnden Radeverkehr angepasste Infrastruktur. Im ADFC Fahrradklimatest 2020 erhält Herten erneut die Note ausreichend (4,1) was zum zweiten Mal in Folge eine Verschlechterung darstellt. Dabei landet Herten lediglich auf Platz 70 von 110 der zu betrachtenden Städte in der Größenkategorie 50.000-100.000 Einwohner*innen. Die fünf am häufigsten genannten Schwächen der Hertener Radfahrenden waren: • Breite der (Rad)wege ttt(4,7) • Führung an Baustellen ttt(4,9) • Ampelschaltungen für Radfahrende t(5,0) • Öffentliche Fahrräder ttt(5,1) • Falschparkerkontrolle auf Radwegen t(5,2) Auch der ADAC sieht in seinem kürzlich veröffentlichten Mobilitätsindex flächendeckend keinen Fortschritt zu nachhaltiger Mobilität und stellt als Automobilclub Forderungen nach angemessener Radinfrastruktur. Der Kreistag Recklinghausen hat am 21. Februar 2022 einstimmig die Vorlage „Gesamtkonzept fahrradfreundliches Vest“ beschlossen. In diesem Zusammenhang ist auch die Stadt Herten gefordert die Radinfrastruktur kritisch zu prüfen. Mit freundlichen Grüßen Martina Harrmann und Rebecca Kubiak tt